Mittwoch, 11. Februar 2015

[☆★ Interview ★☆] mit Inca Vogt





Heute habe ich die ganz große Ehre, Euch das Interview von der
sympathischen Autorin Inca Vogt vorzustellen. Die Gute hat sich
freiwillig von mir Löcher in den Bauch fragen lassen ;)


Fragt man Inca Vogt nach ihrer Person, kommt anstelle üblicher Daten wie Geburtsort, Schulen, Liebhabereien und ähnlichem, eine Wendung- hin zu dem, was sie ausmacht.
Herausgekommen ist ein Blick hinter die Kulissen einer lebenslang Schreibsüchtigen, die Buchstaben und ihr Zusammenspiel liebt und dafür in einer idyllischen Einöde lebt, die dem Schreiben zuträglicher sei, als ihr voriges Leben als Werbetexterin, Journalistin und Ghostwriterin in Hamburg und Frankfurt. Oder wie sie selbst sagt : "Geschichten brauchen Freiräume, um sich entfalten zu können".
In ihrem Fall ist das ein winziges Dorf oberhakb der Mosel in dem es wohl mehr Schafe, Kühe, Hunde und Katzen gibt als Menschen.



Shanti ist Inca's Treue Seele

Hier lebt sie mit Katze Shanti und fühlt sich ziemlich wohl in ihrer "Thrillerwerkstatt", die wiederum keinen festen Ort braucht, sondern überall ist, wo sie ihr Kopfkino sprudeln lässt.









Wann hast Du das Schreiben für Dich entdeckt?


 Vor dem Schreiben kam erst einmal das freie Erzählen. Dazu gibt es eine Geschichte von einem kleinen, etwas pummeligen Mädchens mit ziemlichem Dickschädel. Ich war gerade mal drei Jahre alt und sollte als fein verkleideter Sternthaler-Engel im Kindergarten ein Gedicht aufsagen. Bis zur Generalprobe machte ich das auch brav. Bei der Vorstellung erzählte ich stattdessen meine eigene Geschichte von Sternthalern, die man auch vernaschen könne. Gebacken von der Mama mit viel buntem Streusel drauf. Wenn man zu viel davon essen würde, gäbe es Bauchschmerzen … genau wie vor dieser blöden Aufführung.Das Gedicht aufzusagen, fand ich wohl überflüssig und verließ die Bühne. Die Kritiken waren geteilt. Die Lacher wie die Schelte der Nonnen im Kindergarten waren mir sicher. Das ernsthafte Schreiben entdeckte ich nach einem Umweg über die Malerei, Grafik und Werbetexterei. Ich lebte mit einem Oberstudienrat für Deutsch zusammen, dessen Ex eine Literaturinsiderin in einem Verlag war. Auch mein geliebter Studie war ein Obermeister in Sachen Sprache und bemühte sich redlich mich zur ‚guten Sprache‘ zu bekehren. Meine Werbetexte würden allzusehe von geltenden Regeln abweichen. Ich solle mal ein paar gute Klassiker aus seinen Bücherregalen lesen. Ich las etliche und hatte zusehends Probleme mich so auszudrücken, wie es sich für einen Werbetexter gehört. Also meldete ich mich in der Akademie für Marketing und Kommunikation an, um wenigstens dort unter meinesgleichen zu sein. Nebenher schrieb ich Notizbücher voll mit weit ausholenden Gedanken über Gott, die Welt, über Abfallberge und Masken. Ein Abschnitt in den Gebrannten Kindern bezieht sich auf diese Phase. Kommissarin Kante berichtet über eine Ausstellung von Masken primitiver Völker, die mich damals inspiriert hatte. Eins dieser Notizbücher fand, las und gab mein geliebter Studie an seine Ex aus dem Literaturgeschäft weiter. Abgesehen davon, dass ich stinksauer war über den Vertrauensbruch, bekam ich meine erste Rezension. Die Ex und Literaturwissende fand mein Geschreibsel hoffnungsvoll und spendierte mir eine ausrangierte Schreibmaschine. Danke liebe Angela, du hast mein Leben bereichert und verändert. Meinen geliebten Studienrat verließ ich irgendwann, das Schreiben nebst Schreibmaschine nahm ich mit. Es dauerte dennoch Jahre, bis ich ernsthaft mehr schrieb als Werbetexte und Artikel für die eine oder andere Zeitschrift. Meine ersten Bücher waren pure Auftragsarbeiten. Unter anderem verfasste ich einen unterhaltsamen Guide über die Entwicklung von Haarfarben. Aus jüngerer Zeit stammt mein Büchlein: ‚Ladylike, oder wie man mit Designernägeln unverletzt ein iPhone bespielt‘. Gleichfalls eine Auftragsarbeit, immerhin für einen Verlag. Es erschien 2012 und wurde von einigen Frauen geliebt und von sehr vielen Nerds verrissen, was mich nicht wundert. Es war aus Versehen in der Kategorie Fachbuch gelandet. Das war es natürlich nicht. Ich verstehe von Technik nur so viel, wie man intuitiv herausfinden kann.


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 Woher kam die Idee zu dieser Story?


 Vielleicht erinnerst du dich auch noch an die Schlagzeilen, die sich 2012 bis 2013 häuften. Immer mehr bekannte Institutionen und öffentliche Personen gerieten in die Schlagzeilen, beschuldigt dafür, Kinder geschunden und missbraucht zu haben. Das schockte mich unglaublich, berührte mich zutiefst und ich schwankte zwischen Wut und Ohnmacht. Ich suchte nach einem Kanal, um meine Ohnmacht in Energie, in ‚etwas tun‘ zu wandeln. Schließlich schrieb ich heraus, wie es diesen Kindern ergangen sein mochte. Fiktiv zwar, aber ich fühlte, was sie fühlten, soweit ich dazu in der Lage bin. Die ersten zwei Kapitel stehen bis heute mit einigen dramaturgischen Veränderungen, so wie ich sie spontan ins Notebook getippt hatte. Damals stand weder eine Idee für ein Buch, noch hatte ich vor, daraus ein ganzes Manuskript zu gestalten. Ich ließ meine Niederschrift wochenlang ruhen, nahm sie aber immer wieder hervor und erst nachdem ich zwei sehr enge, aber stets ehrliche Freundinnen, mit der Schreibprobe konfrontiert hatte, dachte ich ernsthaft über einen Psychothriller nach.



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Wie lang hat die Entstehung vom der ersten Idee bis zum Ende der Gebrannten Kinder gebraucht?

Inklusive oben beschriebener Nachdenkzeit und aller Nachbearbeitungen, brauchte ich volle zwei Jahre für meinen ersten Psychothriller. Das pure Niederschreiben der ersten Fassung von Gebrannte Kinder, die weit über 800 Seiten hatte, dauerte sieben Monate. Das Nachbearbeiten mit Testleserunden und extrem tollem Lektorat, dauerte bestimmt noch einmal so lange. Gerade die letzte Phase war unheimlich lehrreich für mich.



Gibt es einen Protagonisten der Dir sehr am Herzen liegt, oder mit dem Du Dich identifizieren könntest?

Toni Amato ist so etwas wie mein jüngeres Alter-Ego, mit etlichen dazu gedichteten Eigenheiten und Problemen, anderer familiärer Herkunft und einer ausgelebten Schokoladenliebe. Ich habe leider!!! eine spezielle Nahrungsmittelallergie und darf keine Schokolade essen. Aber sonst? Ja, da passt schon einiges, bis hin zur vegetarischen Lebensweise und zuweilen etwas zu spontanen Aktionen.


Wie dürfen wir uns Deinen Arbeitsplatz vorstellen? Kreatives Chaos oder allea geordnet an seinem Platz?

Rate mal :-) Lass mich anstelle einer Arbeitsplatzbeschreibung ein Bild beschreiben: Eins meiner heimlichen Vorbilder sagte mal in einem Interview, er habe bei jedem Schreibprojekt anfangs eine saubere Tischplatte vor sich. Im Laufe des Schreibprozesses häufe sich darauf alles Brauchbare und weniger nützliche an. Statt aufzuräumen und versehentlich wichtige Notizen weg zu wischen, lege er angeblich eine neue Schreibtischplatte obenauf, wieder und wieder.War es S. King? Ich weiß es nicht mehr. Das Bild beschreibt mich ganz gut mittendrin. Nur brauche ich keine frischen Tischplatten, ich kann alles was stört, ausblenden. Aufgeräumt sind nur meine Notizen im Rechner, da bin ich pingelig und brauche einen perfekten Überblick.



Hast Du schon ein neues Projekt in Planung?

Eigentlich schon zwei. Zunächst wird es einen weiteren Psychothriller zu einem völlig anderen Thema geben und zumindest Toni wird darin eine starke Gastrolle spielen. Geplant ist eine inhaltliche Überleitung an den direkten Nachfolger der Gebrannten Kinder. Dieser setzt da an, wo offene Fäden im derzeitigen Roman angedeutet sind. Noch immer ist ja diese dubiose Organisation nicht aufgedeckt. Lediglich das Thema Kindesmissbrauch ist abgeschlossen. Ursprünglich wollte ich den Nachfolger direkt anschließen lassen. Aber auch meine Figuren brauchen eine dramaturgische Pause, die folgende Abläufe glaubhaft macht. Der nächste Psychothriller spielt erneut in Frankfurt und Umgebung und rankt sich auch um ein interessantes, aktuelles Thema. Mit einer starken Protagonistin, die ganz andere Ecken, Probleme und Stolperstellen hat, als Toni. Aber die beiden könnten durchaus gute Freundinnen oder sich mögende Feindinnen werden … Alles ohne Gewähr, da ich meinen Figuren im Laufe des Schreibens Entwicklungsfreiheiten lasse. Es gibt immer einen Punkt, an dem sie die Dramaturgie mehr bestimmen als meine ursprüngliche Planung. Bei den Gebrannten Kindern hatte ich sogar mehrere letzte Kapitel geschrieben, jeweils möglichen Entwicklungen Rechnung tragend. Das brauche ich einfach, damit ich mich nicht zu lange mit ‚Wenn und Aber‘ herumplage, sondern weiter schreibe. Zu viele Ideen sind immer mein Problem. In der Werbung habe ich gelernt, dass Aufschreiben beim Sortieren hilft und die hemmenden Seitenwege wegblendet. Dabei linse ich bereits auf deine nächste Frage, die hiermit zum Teil beantwortet ist. Auch zu viele Ideen blockieren.



Was machst Du wenn Dich die Schreibblockade packt?

Ich gehe Gassi mit geliehenen Hunden aus der Nachbarschaft. Bei schlechtem Wetter strampele ich auf meinem Ergometer 300 bis 400 Kalorien weg, was wiederum mein schlechtes Gewissen und die Dellen an den Oberschenkeln besänftigt. Alternativ überarbeite ich das Geschriebene, bereichere den Plot, oder schreibe einfach los, egal wie schrottig es ist. Alles ist besser, als nicht schreiben. Meist kommt zumindest eine weiterführende Idee heraus, die ich später filtere. Wenger produktiv sind Chatzeiten auf Facebook;-), aber auch das muss ab und zu sein.



Mit welcher "berühmten" Person würdest Du gerne mal einen Tag verbringen?

Bin ich froh, dass du nicht nach einer lebenden Person gefragt hast. Wenn es irgend möglich wäre, würde ich einen Tag meines realen Lebens herschenken, um Stieg Larsson zu treffen. Er ist mein Vorbild. Mit einem Abstrich, ich möchte etwas länger hier bleiben, und vor allem viele Bücher mehr schreiben dürfen. Sehr viele. Dann noch John Katzenbach. Ich verschlinge jedes seiner Bücher. Auch ein Nachmittag mit Hundetrainer Martin Rütter wäre cool. Ich habe zwar keine Hunde, aber ein großes Herz für Tiere. Deshalb bin ich überzeugte Vegetarierin. Genau wie Toni Amato.



Was wünscht Du Dir für die Zukunft?

Dass ich vom Bücher schreiben leben kann, und irgendwann so viel übrig bleibt, dass ich mehr für Kinder und Tiere tun kann. Mein heimliches Traumprojekt habe ich im letzten
Kapitel der Gebrannten Kinder beschrieben.



Liebe Inca, DANKE das Du Dich meinen Fragen gestellt hast :)
Ich wünsche Dir für die Zukunft ganz viel Erfolg, eine Menge neuer Ideen und Einfälle um Deinen Leser weiterhin spannende Geschichte zu liefern!

1 Kommentar:

  1. Das war ja ein sehr interessantes und ausführliches Interview. Schön was man von den Autoren immer wieder so erfährt, wie unterschiedlich sie mit den selben Problemen umgehen.
    Danke dir sehr für das Interview.

    LG Binchen

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